Software
Softwareprogramme können bei der Konformitätsarbeit wertvolle Dienste erweisen. Die Stärke spielen unsere Programme aber auch da aus, wo sich eine Problemstellung analytisch nicht mehr bewältigen lässt!
Einige Beispiele, die FABES in diversen Projekten modellieren konnte, sollen aufzeigen, welche Möglichkeiten der Abschätzung bereits bestehen:
- Migration („single use“ und „repeated use“) einer Substanz aus Mono- und Multischicht-Kunststoffverpackungen oder Papierverpackungen; Ziel: u.a. zur Bestätigung von Migrationsgrenzwerten;
- Migration einer Substanz aus einem Trinkwasser-Rohrmaterial in (nicht) fließendes Wasser („single use“ und „repeated use“). KTW-Leitlinie und DIN EN 12873–1:2014 können berücksichtigt werden; Ziel: u.a. zur Bestätigung von Migrationsgrenzwerten;
- Migration einer Substanz aus einem Kunststoffmaterial, welches in Beton eingelassen ist; Ziel: Bestätigung von Migrationsgrenzwerten;
- Migration einer Substanz aus Kunststoff-Rohren, Dachziegeln, Fensterrahmen oder Recycling-Kunststoffen in Regenwasser; Ziel: Abschätzung der Umweltbelastung;
- Unfall-Migrationsanalyse: ein Transporter mit geladenem „Gefahrstoff“ verunglückt, wobei das Transportgut in ein nahegelegenes Gewässer fällt; Ziel: Abschätzung der Umweltbelastung;
- Migration einer Substanz aus einem Bekleidungsstück (inkl. weiterer Risikoabschätzung für das Tragen des Bekleidungsstücks – Berücksichtigung eines Schweißfilms bzw. Sonnenmilchfilms auf der Haut); Ziel: Abschätzung der Exposition;
- Modellierung der Permeation von Gasen durch spezielle Matrizes am Beispiel einer Membran für Lungenautomaten, die in Atemschutzgeräten für die Feuerwehr eingesetzt werden.
Sie haben eine spezielle Fragestellung, finden sich aber bei unseren vorgestellten Lösungen nicht wieder? Dann sprechen Sie uns an. Möglicherweise haben wir schon ein Programm parat, das wir für Sie einsetzen können! Prinzipiell besteht auch die Möglichkeit, ein auf Sie zugeschnittenes, neues Programm zu entwickeln, um die Migration in dem System „Material – Kontaktmedium“ abzuschätzen.
Historie und aktuelle Tätigkeiten
Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Migration von Substanzen wie Additiven, Gleitmitteln, Oligomeren, Restmonomeren, Stabilisatoren, Photoinitiatoren, Weichmachern, usw. aus Kunststoffmaterialien sowie aus Papier und Kartonagen in verschiedene Kontaktmedien, z.B. Lebensmittel, Trinkwasser, Luft oder Boden, mit geeigneten theoretischen Modellen berechenbar ist. Im Grunde genommen beruht jedes Modell auf der Lösung von speziellen mathematischen Gleichungen unter Berücksichtigung von Migrationsbedingungen (Zeit/Temperatur) und der Eingabe von Daten und Parametern, die die Beschaffenheit des Systems Kontaktmaterial-Kontaktmedium widerspiegeln.
Für den Lebensmittelverpackungsbereich wurde bereits in der Kunststoffdirektive 2002/72/EG der EU festgelegt, dass die Einhaltung spezifischer Migrationsgrenzwerte (SMLs) durch die Anwendung von wissenschaftlich anerkannten Diffusionsmodellen geprüft und belegt werden kann. Dies wurde in der Europäischen Kunststoffverordnung (EU) Nr. 10/2011 Anhang V, §2.2.3 übernommen und inhaltlich erweitert. Ein ausführliches „Practical Guideline“-Dokument zu diesem Anhang, das detaillierte Hilfe und Hinweise liefert, in welchen Fällen und auf welche Weise eine Migrationsmodellierung für die Konformitätsprüfung einer Lebensmittelverpackung aus Kunststoff durchzuführen ist, wurde 2015 von JRC-Ispra in Zusammenarbeit mit der EU-Kommission herausgegeben. Auch die FDA ist sich des Nutzens solcher Programme bewusst, weshalb sie gemäß der “Guidance for Industry – Preparation of Premarket Submissions for Food Contact Substances: Chemistry Recommendations“ die Nutzung von Softwareprogrammen für die Abschätzung von Migrationen erlaubt.
FABES war schon zu den Anfängen der Beratungen und Arbeiten maßgeblich beteiligt, die zu diesen rechtlichen Vorgaben geführt haben. Unter der Koordination von Dr. Piringer wurden um die Jahrtausendwende die wissenschaftlichen Grundlagen und Daten für die Migrationsabschätzung im Rahmen der Kunststoffdirektive 2002/72/EG ausgearbeitet. Gleichzeitig wurde bei FABES die benutzerfreundliche Software MIGRATEST© LITE entwickelt, die den Anwendern ermöglichte, die Migration aus Monoschicht-Kunststoffmaterialien zu berechnen und für die Konformitätsprüfung einzusetzen, so wie dies von der zuvor genannten Direktive empfohlen wurde. FABES war als beratender Experte bei der Ausarbeitung des oben erwähnten „Practical Guideline“-Dokuments beteiligt.
Zudem hat FABES bereits vor über 10 Jahren die benutzerfreundliche kommerzielle Software MIGRATEST© EXP entwickelt. Dieses Programm ermöglicht die Abschätzung der Migration von Substanzen sowohl aus Mono– als auch aus Mehrschichtverpackungen in reale Lebensmittel und Lebensmittelsimulanzien – „set-off“-Effekte können dabei berücksichtigt werden.
Die Abschätzung der Migration beim Kontakt zwischen Kunststoffen und Trinkwasser wurde im Rahmen der „Leitlinie zur mathematischen Abschätzung der Migration von Einzelstoffen aus organischen Materialien in das Trinkwasser (Modellierungsleitlinie)“ – Oktober 2008 – vom deutschen Umweltbundesamt (UBA) als Prüfmethode anerkannt. FABES war an den Beratungen und Arbeiten beteiligt, die zum Entwurf und Erlass dieser Leitlinie geführt haben. In Zusammenhang mit dieser Leitlinie wurde bei FABES die Software MIGRAPIPE© entwickelt. Zurzeit ist FABES an der Überarbeitung der obengenannten Leitlinie mit dem Ziel involviert, dieses Dokument auf den aktuellen Stand der Kenntnisse zu bringen und gleichzeitig als praktischen Hinweisgeber für den Anwender der Migrationsmodellierung in Trinkwasser zu gestalten.
Substanzen, die in der Industrie eingesetzt werden und die Gesundheit der Menschen oder die Umwelt gefährden können, sind das Hauptthema der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH-Verordnung). In diesem Sinne ist auch die Migration solcher Substanzen aus Kunststoffen und anderen Materialien in diversen industriellen Kontaktmedien (Boden, technologische Flüssigkeiten, Umluft, etc.) oder in den menschlichen Körper ein wichtiger Aspekt. Auch solche Migrationsprozesse kann man mit geeigneten Modellen theoretisch abschätzen. In den kurzen Beschreibungen von MIGRATEST© XTR, MIGRATEST© SKN und MIGRATEST© SPH erfahren Sie Näheres.
Bei FABES wurden in den letzten Jahren auch Softwareprogramme entwickelt, die Migrationsberechnungen für Szenarien ermöglichen, die nicht aus einer rechtlichen Spezifikation (Verordnung, Richtlinie, Empfehlung oder Leitlinie) abgeleitet wurden. Diese Softwareprogramme dienen insbesondere Forschungs- und Entwicklungsaufgaben oder können zur Lösung ganz spezieller Migrationsprobleme eingesetzt werden. Es handelt sich hierbei um die Software-Programme MIGRATEST© RU, MIGR-DISTRIBUTION, SIMAQUA F und MIGRATEST© DDX. Weiterführende Informationen finden Sie in deren Kurzbeschreibungen.
Sprechen Sie uns an und profitieren Sie von den fundierten Kenntnissen des FABES-Teams und unseren umfassenden Datenbanken.